Wettbewerb um Fachkräfte: Themen, die wichtig bleiben

Mit seinen HR-Trends legt Simon Klingenmaier den Fokus auf die Themen, die aus seiner persönlichen Erfahrung als Personal- und Recruiting-Experte wichtig bleiben werden. Entscheidungsträgern sollte es dabei nicht darum gehen, vermeintlichen Trends hinterherzulaufen, sondern darum, rechtzeitig die richtigen Weichen bei essenziellen Themen zu stellen. 

Noch vor einem Jahr dachten wir, dass es jetzt vorbei sei mit den großen Herausforderungen. Es zeichnete sich ab, dass Corona im Laufe von 2022 endemisch werden könnte. Wir waren positiv gestimmt, dass wir mal wieder in den Regelbetrieb kommen würden. Ein Jahr später sind wir schlauer und die Liste der Themen, die uns beschäftigen, ist eher länger als kürzer geworden. Doch wie sieht es auf dem Arbeitsmarkt aus? Hier hat sich am Fachkräftemangel nichts geändert und dieser demografisch zu begründende Rückgang des Fachkräfteangebots fängt gerade erst an. Wir sind also gut beraten, unsere Leistungsträger und Leistungsträgerinnen langfristig zu binden und uns auf einen härter werdenden Wettbewerb um Fachkräfte einzustellen. 

New Work: Die Mischung macht´s 

Nach fast drei Jahren Ausnahmezustand müssen wir nun ins lange beschriebene New Normal kommen. In allen Unternehmen wird mit Hochdruck daran gearbeitet, Konzepte, Absprachen und Regelungen zu finden, die unsere veränderte Arbeitswirklichkeit abbilden können. Allerorts geht es um das richtige Maß zwischen Homeoffice und Büro, Flexibilität und Verbindlichkeit. Büros werden weiter zentrale Punkte unserer Zusammenarbeit bleiben. Jetzt gilt es allerdings neue Bürokonzepte umzusetzen, die den neuen Anforderungen gerecht werden. 

Binden statt finden: Fachkräfte sichern 

Bei allen Anstrengungen, neue gute Leute für das Unternehmen zu gewinnen, dürfen die aktuellen Leistungsträger:innen nicht vergessen werden. Wer im Unternehmen bleibt, muss nicht ersetzt werden. Deswegen ist Binden ein elementarer Teil des Recruitings. In Zeiten wie diesen kommt es auf Kommunikation und Führung an. Wir müssen weiterhin nah an unseren Teams sein, um auf deren Bedürfnisse reagieren zu können. Die unmittelbare Führungskraft und das eigene Team, in dem jemand arbeitet, machen den Unterschied und erzeugen Bindung. 

Work-life-balance: neue Ansprüche 

Nicht nur bei den nachrückenden Generationen wächst der Wunsch nach mehr im Leben als „nur“ Arbeiten. Dem müssen Arbeitgeber gerecht werden. Flexible Arbeitszeitmodelle, Arbeitszeitreduzierungen und Sabbaticals werden immer mehr zur Normalität. Wer hier konkrete Angebote formuliert, bindet gute Leute und macht sich attraktiv für neue Zielgruppen. 

Digital-HR: Jetzt eine Notwendigkeit 

Durch Digitalisierung und Automatisierung im HR-Bereich können sich Unternehmen frei machen von Standardaufgaben und mehr Raum schaffen für die Aufgaben, die wirklich wichtig sind. Idealerweise sollten digitale Tools Beschäftigten den Mehrwert an Informationen und Funktionen bieten, der inzwischen erwartet wird. Jetzt geht es darum, bei steigenden Anforderungen und immer neuen Verwaltungsaufgaben nicht zu versuchen das HR-Team personell aufzustocken, sondern in Digitalisierung zu investieren. 

Mitvertrauen: New Leadership 

Die vergangenen drei Jahre waren für uns alle herausfordernd. Besonders herausfordernd waren sie für Führungskräfte. Es hat sich gezeigt, dass in Zeiten des Wandels neue Führungsstile in den Unternehmen etabliert werden müssen. Dezentral arbeitende und immer internationaler werdende Teams sind und bleiben die Normalität. Führungskräfte müssen in der Lage sein, solche Teams anzuleiten. Klassische Manager sind überholt. Wir brauchen gute, kooperative, vertrauensvolle und unterstützende Führungskräfte.

For a better future: Nachhaltigkeit 

HR kann im Kleinen Nachhaltigkeitstreiber und -Coach im Unternehmen sein. Letztendlich muss aber das ganze Unternehmen auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Dabei geht es nicht um Greenwashing, sondern um authentische und gelebte Nachhaltigkeit. Der Nachhaltigkeitsbericht, der seit diesem Jahr für noch mehr Unternehmen zur Pflicht geworden ist, sollte als Chance für den Wandel verstanden werden. Die ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) können Richtschnur sein. Nachhaltigkeit wird mehr und mehr Wettbewerbsfaktor bei Kunden, Kandidaten und Lieferanten. 

Gen Z: Wie tickt die Generation Z? 

Die viel beschriebene Generation Z wird immer wichtiger für die Unternehmen. Was treibt diese Zielgruppe an? Was macht sie so anders? Ein zentraler Punkt: Sie besitzt eine andere Grundeinstellung zur Arbeit im Vergleich zu früheren Generationen. Arbeit ist nicht alles – Arbeit muss sich mehr mit dem Leben vereinbaren lassen. Ist diese Einstellung verwerflich? Ich denke nicht. In der aktuellen Arbeitsmarktlage lässt sie sich auf jeden Fall umsetzen. Und das heißt nicht, dass die Generation Z nicht leistungsbereit ist – nur eben nicht um jeden Preis. 

Coaching HR: HR gestaltet den Wandel 

Wir sind mitten im Changeprozess. Vieles worüber jahrzehntelang philosophiert wurde, ist in den letzten Jahren schon real geworden. HR kann diesen Wandel gestalten und muss diesen als Chance sehen und vorleben. Dabei geht es vor allem darum, agiler zu arbeiten, Prozesse im HR-Bereich, aber auch im gesamten Unternehmen zu digitalisieren und die Teams auf diesen Weg mitzunehmen. Auch bei den Themen Internationalisierung, Diversity, Inklusion und Weiterentwicklungsmöglichkeiten gestaltet HR den Rahmen, lebt vor und stellt Tools und Methoden. 

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