Die Corona-Pandemie hat auch in der Druck- und Medienindustrie Spuren hinterlassen. Die Veränderungen durch Covid-19 wirken sich auf Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gleichermaßen aus und stellen die Unternehmen insgesamt vor besondere Herausforderungen: verändertes Bestellverhalten von Kunden mit Umsatzrückgängen und daraus folgender Kurzarbeit für die Beschäftigten, besondere Arbeitsschutzregeln und verstärkter Einsatz des mobilen Arbeitens bzw. Homeoffice oder die beschleunigte Digitalisierung der HR-Prozesse und der Mitarbeiterführung.
Die üblichen Arbeitsmodelle und Arbeitszeiten wurden im Zuge der Corona-Pandemie auf den Prüfstand gestellt. Kaum ein Betrieb in der Druck- und Medienindustrie hat nicht seit März 2020 die erweiterte und vereinfachte Möglichkeit zur Kurzarbeit in Anspruch genommen. Kurzarbeit wurde zu einem Modell der Arbeitsplatzsicherungen. Der umfangreiche Einsatz von Kurzarbeit hat in den Unternehmen und bei den Beschäftigten die Gewissheit bestärkt, Arbeitsplätze zu erhalten und nicht als Reaktion auf diese schwere Krise massiv Personal abzubauen. Unter den Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie hätte es, ohne das Instrument der Kurzarbeit, eine Vielzahl von betriebsbedingten Kündigungen gegeben, die so vermieden werden konnten. Gerade in der vom Fachkräftemangel in Schlüsselpositionen gebeutelten Druck- und Medienindustrie hätte dies – auch langfristig – erhebliche negative Auswirkungen auf die Kapazitäten gehabt.
Gleichzeitig hat sich jedoch auch gezeigt, dass insbesondere in denjenigen Bereichen Kurzarbeit stattfand, in denen tatsächlich auch vor der Krise ein Arbeitskräfteüberhang bestand. Deshalb werden nicht alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit wieder in ein Vollzeitarbeitsverhältnis zurückkehren können. Arbeitgeber haben zudem Arbeitsprozesse umorganisiert und überlegen, nicht dauerhaft ausgelastete Arbeitsplätze abzubauen.
Homeoffice als neuer Standard?
Einer der zentralen Aspekte der Corona-Pandemie ist die Art und Weise, wie sie Berufsleben und Privatleben verschwimmen lässt. Dies gilt nicht nur für die klassischen Fälle des Homeschooling und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es gilt vielmehr auch für die Frage, an welchem Ort Arbeitsleistung erbracht wird und inwieweit mobiles Arbeiten als eines der Arbeitsmodelle eines Unternehmens verankert wird. In vielen Betrieben wird aktuell noch intensiv über den dauerhaften Einsatz von mobilem Arbeiten bzw. Homeoffice diskutiert. Betroffen ist davon selbstverständlich nicht der produzierende Teil. Eine Vielzahl von Unternehmen ist aufgrund der in der Branche starken Digitalisierung dazu übergegangen – und will zukünftig dabei bleiben –, einem relevanten Anteil der Beschäftigten die Freiheit zugestehen, den Arbeitsplatz selbst zu bestimmen. Dies ist nur mit der passenden Führungsstruktur und einem Vertrauen in die Beschäftigten möglich, das in den Zeiten der Corona-Pandemie und dem verpflichtenden Angebot auf mobiles Arbeiten entstanden ist. Die Regeln zum mobilen Arbeiten bzw. Homeoffice sind vielschichtig, erfordern klare arbeitsvertragliche bzw. betriebsverfassungsrechtliche Abmachungen und sind aus der Arbeitswelt auch in der Druck- und Medienindustrie nicht mehr wegzudenken. Die Pandemie hat hier sowohl der Diskussion als auch der Umsetzung erheblichen Vorschub geleistet. Diese Entwicklung hätte ohne die beschleunigende Wirkung der Corona-Pandemie sicherlich noch mehrere Jahre gedauert.
Digitalisierung der Personalarbeit
Auch der Digitalisierungsprozess in der Personalarbeit hat an Geschwindigkeit zugelegt. Das „Jahresgespräch“ mit der Führungskraft in Präsenz über einen langen Zeitraum war in Zeiten der Pandemie infrage gestellt. Häufigere Feedbackmöglichkeiten in digitaler Form mussten dieses ersetzen bzw. ergänzen. Die regelmäßige Befragung von Mitarbeitern kann als Teil eines datenbasierten und strategischen HR-Managements ein Teil des Digitalisierungsprozesses sein. Sie bietet nicht nur dem Management ein repräsentatives Abbild der internen Stimmung, sondern vermittelt auch das Gefühl, dass die eigene Meinung Gewicht hat sowie Ideen und Verbesserungsvorschläge systematisch festgehalten und ernst genommen werden.
Fakt ist, dass wir in der digitalen Arbeitswelt täglich riesige Mengen an Daten, Informationen und neuen Aufgabenstellungen produzieren. Die Frage ist, wie und ob wir sie überhaupt nutzen möchten. Ein praktisches Beispiel: Nicht erst seit der Corona-Pandemie wissen wir, dass zu große und zu lange Meetings für alle Beteiligten unproduktiv sein können. Ob physisch im Konferenzraum oder virtuell im Video-Call zehren derartige Sitzungen nicht nur an den Nerven, sondern sind auch für Unternehmen ein unnötiger Kostenfaktor und eine Verschwendung von Ressourcen. Hier kann die Analyse anonymisierter Daten Abhilfe schaffen: Werden während Sitzungen nebenher auffällig viele E-Mails der Teilnehmenden verschickt, ist das ein starker Indikator für eine übertriebene Meeting-Länge oder einen fehlerhaften Teilnehmerkreis, die jeweils demotivierend wirken. Mit diesem Thema betritt die Branche vielfach Neuland, doch sie muss sich zwingend damit auseinandersetzen.